Geschichte des Bezirks Abstatt-Happenbach

Wie alles anfing

Die Anfänge des Methodismus auf dem heutigen Bezirk Abstatt-Happenbach gehen auf Ludwig Nippert zurück. Er wurde am 23. März 1825 in Görsdorf bei Wörth im Elsaß geboren. Mit seinen Eltern wanderte er 1830 nach Amerika aus. Dort bekehrte sich Ludwig Nippert am 17. Februar 1840 und wurde Methodist.

Im Jahre 1845 wurde er Ermahner und bald darauf Lokalprediger. Er begann eine Missionstätigkeit in Indianapolis und wurde 1847 Prediger in Pittsburgh. Von diesem Bezirk aus erhielt er den Ruf nach Deutschland.

Nippert kam im Herbst 1851 nach Heilbronn. Es gelang ihm, einen Bezirk von ungefähr 80 bis 100 km im Umfang zu bilden, den er stets zu Fuß bereiste. Zu seinen Versammlungen in der leer stehenden alten königlichen Kaserne, im so genannten Deutschhof, kamen jeden Dienstagabend bis zu 400 Personen.

Im Spätsommer 1852 kam Ludwig Nippert auf seiner ersten Erkundungstour diesseits des Schweinsberges nach Donnbronn, im heutigen Bezirk Abstatt-Happenbach. Dort traf er auf ein Ehepaar, das ganz verzweifelt auf den Trümmern ihres durch Brand zerstörten Hauses saß. Er setzte sich zu ihnen, um sie mit dem Evangelium zu trösten und betete mit ihnen.

Am darauf folgenden Sonntag versammelte sich auf dem Brandplatz eine vielköpfige Hörergemeinde, die der Botschaft des jungen Evangelisten lauschte. Es blieb nicht bei dieser ersten Freiversammlung in Donnbronn. Sie wurde ab 1855 eine ständige und gesegnete Einrichtung und fand am Waldrand hinter der Burg Stettenfels statt. Aus ihr entwickelte sich die heute an Himmelfahrt stattfindende Stettenfels-Versammlung an der Lutz-Sigel-Hütte.

Wir feiern diese Freiversammlung seit vielen Jahren gemeinsam mit Christen der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde Untergruppenbach.

Zur Erinnerung an die Anfänge des Methodismus auf unserem Bezirk trägt die am 16. Mai 1966 eingeweihte Jugendhütte im Ilsfelder Wald den Namen Ludwig Nippert.

Im Jahre 1851 wurden in Unterheinriet „methodistische Erbauungsstunden“ gehalten. Ende 1851 und Anfang 1852 soll ein Wagnergeselle namens Glück aus Murrhardt Erbauungsstunden geleitet haben. Dieser gab sich als Haupt der dortigen Methodisten aus und als Gehilfe eines gewissen Nippert.

In einer Chronik fand unser Mitglied, Dietrich Arnold, dass ein Prediger Glück, von Murrhardt kommend, ab dem Jahre 1858 in Prevorst predigte. Er wechselte sich mit einigen anderen Predigern wie z. B. Matthias Claß ab. Hier könnte es sich um dieselbe Person oder ein Familienmitglied gehandelt haben.

Diese Versammlungen in Unterheinriet wurden von der evangelischen Pfarrgemeinderat geduldet, weil sie zur Erbauung, also zu Stärkung des persönlichen Glaubens dienten.

Erst ab dem Jahr 1863 gab es dann regelmäßige Versammlungen der Methodisten in Unterheinriet.

Louis Wallon sen. gründete 1855 die Gemeinde in Heilbronn. Im Jahre 1859 hielt er die erste Versammlung in Oberheinriet bei Familie Steinbrenner. Schon nach kurzer Zeit war die Wohnstube zu klein für die Zusammenkünfte und die Zuhörer standen bis hinaus auf die Straße.

Die Versammlungen fanden vierzehntägig statt. Jede Woche trafen sich die Leute zur Gebetsstunde. Aus dieser kleinen Gemeinde kam später auch der erste Prediger des Bezirks: Wilhelm Steinbrenner.

Die Anfänge des Methodismus in Happenbach sind untrennbar mit dem Namen "Johanna Louisa Härle, geb. Föll" verbunden oder, wie man sie liebevoll nannte, "Mutter Härle". Ihre erste Berührung mit einem "Methodisten" hatte sie in Donnbronn.

Sie gehörte zu der großen Schar von Zuhörern, als Ludwig Nippert eine Versammlung auf dem Brandplatz in Donnbronn hielt. Die Familie, die durch den Brand ihr Hab und Gut verloren hat, war mit "Mutter Härle" verwandt.

Im Jahre 1862 kam "Mutter Härle" in einer methodistischen Versammlung von Prediger Ernst Gebhardt in Heilbronn zum lebendigen Glauben und wurde ein entschiedenes Gotteskind.

Sie lud die Heilbronner Prediger in ihr Haus nach Happenbach ein. Von da an fanden in ihrer Wohnung regelmäßig Versammlungen statt. Das ganze Dorf wurde von dieser Bewegung erfasst. Bald gab es in Happenbach kein Haus mehr, in dem nicht wenigstens ein "Neubekehrtes" war. Es wird berichtet: "Eine Erweckung ging wie ein Feuer durch den Ort und die nähere Umgebung."

In Heilbronn, Beilstein und Happenbach waren methodistische Zentren entstanden. Von dort aus wurden auch in Ilsfeld, Wüstenhausen, Auenstein, Helfenberg und dem Landturm Stubenversammlungen abgehalten.

Im Ilsfelder Kirchenbuch aus dem Jahre 1883 ist vermerkt, dass ab 1876 Prediger aus Beilstein und Winzerhausen im Hause des Johannes Müller Versammlungen hielten.

1883 hatte die aus England zurückgekehrte Christiane Obenland, die dort der bischöflichen Methodistenkirche beigetreten war, den Methodistenpredigern eine Tür aufgetan. Die Leitung der Versammlungen im Hause von Jakob Schäfer übernahmen Methodistenprediger und der auf dem Landturm ansässige Wilhelm Haas.


Die erste Kapelle in Happenbach

Im Jahre 1861/1862 nahm der neue evangelische Pfarrer von Untergruppenbach, Dr. Hermann Mögling, auch den kleinen Ort Happenbach in seine Obhut. Er war den Methodisten wohlgesonnen, besuchte ihre Veranstaltungen und war maßgeblich daran beteiligt, dass sie ihre Versammlungen nicht mehr im Wohnzimmer von "Mutter Härle", sondern im Schulhaus abhalten konnten.

Als man den Methodisten, gegen den Willen von Pfarrer Mögling, die Erlaubnis entzog, sich in der Schule zu versammeln, entschlossen sie sich eine Kapelle zu bauen.

Im Juli 1866 wurde die neu erbaute Kapelle eingeweiht. Im Pfarrgemeinde-ratsprotokoll der evangelischen Kirchengemeinde Untergruppenbach ist dazu vermerkt: "In Happenbach hat der Methodistenprediger Gebhardt mit fast ausschließlich auswärtigen Mitteln einen Betsaal gebaut."

Es war schon von bemerkenswertem Mut, dass die Methodisten unsere "Vorfahren", es wagten ein eigenes Gotteshaus zu bauen. Staatliche Zuschüsse für den Bau oder die Bezahlung der Prediger konnten sie nicht erwarten. Alles ist bis heute von freiwilligen Gaben abhängig.

Nach diesem Bau der Kapelle entwickelte sich die Gemeindearbeit. Es wurde mit Sonntagsschul- und Jugendarbeit begonnen. In Oberheinriet durch Wilhelm Steinbrenner und in Unterheinriet durch Katharine Schaber begann man mit Kinderstunden.

Von 1867 bis 1874 wurde Happenbach und Beilstein dem neu gebildeten Bezirk Marbach zugesprochen. Die ständige Ausdehnung des Methodismus machte eine nochmalige Teilung in Marbach und Beilstein-Happenbach notwendig. Im Jahr 1920 ordnete die Konferenz eine weitere Teilung des Bezirkes an. Es entstehen die Bezirke Beilstein und Happenbach.

Die erste Dienstzuweisung auf den Bezirk Happenbach erhielt Prediger Adam Würth. Jetzt hatte Happenbach zwar einen Prediger, aber noch keine Predigerwohnung. In der inzwischen baufälligen Kapelle konnte er nicht wohnen.

In den Jahren 1922 bis 1925 wurde die bisherige Kapelle, trotz vieler Schwierigkeiten unter anderem auch finanzieller Art, um eine Pastorenwohnung vergrößert und umgebaut. Am 25 September 1925 konnte die Kapelle in Happenbach feierlich eingeweiht werden.

 


Die Vorgänger der Friedenskirche Happenbach

In den Jahren 1980 und 1981 musste vielseitig über Renovierungsarbeiten an unseren drei Kirchengebäuden (Kapelle Happenbach, Kapelle Untergruppenbach und Kreuzkirche Abstatt) diskutiert werden. Die hohen finanziellen Aufwendungen, die hierfür in den nächsten 5 - 10 Jahren aufgebracht werden mussten, waren entscheidend über neue bauliche Maßnahmen und die kirchliche Arbeit in der Zukunft nachzudenken.

Von 1982 bis Dezember 1988 waren viele Sitzungen, Diskussionen, Überlegungen, Verhandlungen und Aufstellungen von Finanzplänen notwendig, bis eine klare Entscheidung getroffen werden konnte. In diesen Jahren zeigte sich, dass ein neues, freundliches Gemeindezentrum mit Kirche, Pastorat und Wohnhaus, anstelle der bisherigen drei Kapellen, der richtige Schritt in die Zukunft ist.

Die Kapelle Happenbach, die Kapelle Untergruppenbach und die Kreuzkirche Abstatt wurden verkauft und in Happenbach, an neuer Stelle, in der Richard-Bäuerle-Straße ein neues Gemeindezentrum gebaut.

Am 11. November 1989 wurde mit einer kleinen gottesdienstlichen Feier der Spatenstich durchgeführt. Nach einer schriftlichen Umfrage über die Namensgebung für das Gemeindezentrum entschied sich die Mehrheit der Gemeindeglieder für den Namen "Friedenskirche". Bei stürmischem Wetter fand am 25. März 1990 die Grundsteinlegung statt. Die Bauarbeiten für das Wohnhaus wurden zwischenzeitlich konzentriert, so dass am 27. Juli 1990 Pastor Rabe mit Familie einziehen konnte. Am 4. Advent 1990 feierte unsere Bezirksgemeinde Abstatt-Happenbach ihren ersten Gottesdienst in der Friedenskirche. Die offizielle Einweihung unseres Gemeindezentrums konnten wir dann schließlich am 20. Januar 1991 in Anwesenheit von Bischof Dr. Walter Klaiber festlich begehen.

 


Das "neue" Gemeindezentrum

Die bisher auf die drei Kapellen verstreuten Mitglieder des Bezirk Abstatt-Happenbach wuchsen durch das "neue" Gemeindezentrum in Happenbach zusammen. Im Gemeinezentrum fanden und finden viele verschiedene Aktivitäten wie z.B. Kinderbibelwochen, Konzerte, Gottesdienste und vieles mehr statt.