
Vorbildlich
Predigtimpulse zu Jakobus 2 zum 18. Sonntag nach Trinitatis /
18. Oktober 2025[1]
Der Text: Jakobus 2, 14-26
- Glaube führt zu Taten
14Meine Brüder und Schwestern! Was nützt es, wenn jemand behauptet zu glauben, sich der Glaube aber nicht in Taten zeigt? Kann ihn dann der Glaube retten? 15Stellt euch vor, ein Bruder oder eine Schwester hat nichts anzuziehen. Es fehlt ihnen sogar das tägliche Brot. 16Nun sagt einer von euch zu ihnen: »Geht in Frieden, ihr sollt es warm haben und euch satt essen.« Ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen. – Was nützt das?
17So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er sich nicht in Taten zeigt, bleibt er für sich allein und ist tot. 18Es könnte nun jemand einwenden: »Du hast den Glauben, und ich habe die Taten.« Dem würde ich antworten: Zeig du mir doch deinen Glauben, der ohne Taten bleibt. Ich kann dir an meinen Taten zeigen, was der Glaube bewirkt. 19Du glaubst an den einen Gott? Das ist gut so! Sogar die Dämonen glauben an ihn und zittern vor Angst. 20Du Dummkopf! Verstehst du denn nicht: Ein Glaube, der sich nicht in Taten zeigt, ist nutzlos! …
26Ohne den Geist ist der Körper tot. Genauso ist auch der Glaube tot, wenn er sich nicht in Taten zeigt.
(Text nach der Übersetzung der Basisbibel 2021)
Liebe Lesende,
die nächste Saison der Hochwasser und Tornados kommt bestimmt.
Unter den nordamerikanischen Konferenzen der Methodisten gibt es inzwischen ein gutes Netzwerk und viel Erfahrung, was zu tun ist, um nach diesen Wetterextremen die Schäden vor Ort gemeinsam zu beheben. Zum Teil reisen Glaubensgeschwister über viele hundert Kilometer in die Gebiete, wo Hilfe gebraucht wird. Es muss ausgeräumt und gereinigt werden, die abgedeckten Häuser müssen wieder neu gedeckt werden und für die betroffenen Familien und Gemeinden wird Geld für die nun notwendigen Dinge gesammelt. „Einer trage die Last des anderen“, so mahnt Paulus schon in den ersten Gemeinden die gegenseitige Unterstützung in besonderen Situationen an.
Der Briefschreiber Jakobus erlebt in seiner Gemeinde eine ganz andere Grundhaltung als die der Sorge füreinander und für andere: Glaube allein genügt, so scheint sich diese Haltung auf den Punkt bringen zu lassen. Gegen diese Meinung lässt sich zuerst wenig einwenden, doch sie beschreibt eben nicht einen theologischen Glaubenssatz, der die uneingeschränkte Gnade und Liebe Gottes zu jedem Menschen beschreibt, sondern den Alltag im Glaubensleben einer Gemeinde. Es reicht, so scheinen diese Geschwister sich zu rechtfertigen, wenn wir in zentralen Dingen keine Abstriche machen, aber praktische Konsequenzen aus dem, wozu man sich bekennt, sind hier kein Thema.
Jakobus fragt nach: wirklich?
Geht das, Gott anzubeten, miteinander zu loben und Christus zu preisen und dann kommt nichts mehr, wo man den Glauben eines Menschen sieht und versteht?
Jakobus wurde nicht nur in seiner Zeit, sondern noch Jahrhunderte später von anderen Christen vorgeworfen, dass er die Überzeugung einer vorbehaltlosen Gnade und Annahme in Christi Tod und Auferstehung für jeden Menschen mit seiner Argumentation zu einer Religion der eigenen Taten macht und die Radikalität der Gnade Gottes verwässert.
Not braucht konkrete Taten und nicht nur warme Worte
Es kommt beim Lesen dieses Briefes auf die Sätze an, die erklären, warum Jakobus zu seiner Überzeugung kommt. Jakobus meditiert nicht über Gottes Wesen und die christliche Überzeugung der Rettung in Christus, sondern beschreibt Lebenspraxis.
Ein Nachbar kommt vorbei und macht offen, wie schlimm die Not im eigenen Haus ist. Die Vorratsbehälter für Weizen und Hirse sind leer, es kann nichts mehr gebacken werden. In der Vorratskammer ist nichts mehr zu finden. Die Kinder spielen in den letzten Lumpen, die es noch gibt, auf der Straße und die Verzweiflung ist groß. Jeder merkt, dass hier warme Worte niemandem helfen, sondern es braucht Lebensmittel und Kleidung, damit die ärgste Not gelindert wird. Armut ist in der Regel keine Sache, die sich Menschen aussuchen, sondern bitterer Lebensalltag. Armut kann sich keinen Notgroschen mehr leisten und hat keinen Plan B in der Tasche, wenn etwas gründlich schiefgeht.
Für die in seinem christlichen Umfeld, die wegsehen, die ihre abgehobenen Ideen über Gott vor sich hintragen und immer wieder erklären, warum sie nicht zuständig sind, schreibt Jakobus diese Sätze auf.
Er beginnt bei seinen Argumenten für ein tatkräftiges Christ-sein – siehe oben! – in der Nachbarschaft der Gemeinde.
Er erinnert an zwei Menschen in der Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk.
Abraham riskierte den Tod seines Sohnes, als er Gott gehorchte und seinen Sohn auf einen Opferaltar legte. Rahab stellte sich als Frau, die keinen guten Ruf in der Stadt hatte, auf die Seite der jüdischen Kundschafter und half den Fremden.
Wer hilft und praktisch etwas tut, was einem von Gott zugesprochen wurde, riskiert das Scheitern. Es könnte auch nicht klappen. Tatkräftiges Christentum braucht immer wieder Mut, dort ein Zeichen des Glaubens an Gottes Zuwendung und Liebe zu setzen, wo der Erfolg nicht garantiert ist.
Doch Jakobus verbindet seinen Appell für einen tatkräftigen Glauben mit der Überzeugung, dass Taten, die zum Glauben dazukommen, unsere Christusbeziehung lebendig halten. Der persönliche Glaube trocknet aus, wenn man sich nicht Aufgaben stellt, die uns Christus vor die Füße legt. Die Gemeinde wird zu einer toten Gemeinschaft, wo sie sich nicht sehr konkret für andere engagiert.
Glaube, der in der Liebe tätig ist
Methodisten haben das Thema des Jakobus in ihrem Namen aufgenommen.
Im 18. Jahrhundert wurde dem Kreis der frommen Studenten im englischen Oxford und London vorgeworfen, sie vertreten einen Glauben, der nur dann funktioniert, wenn man nach einer festen Methode von Gebet, Bibelstudium und sozialem Engagement lebt. So wurden diese Studenten als „Methodisten“ belächelt und verspottet
Der Kreis um die Wesleybrüder in England nahm diesen Spottnamen auf und entwickelte ein Konzept von christlicher Lebenshaltung, das sich so beschreiben lässt: es ist ein Glaube, der in der Liebe tätig ist. Methodisten suchen nach Wegen, wie christlicher Glaube immer wieder in Diensten, Projekten und Aufgaben sichtbar gemacht werden kann und wofür man eine Berufung erlebt.
Wenn sich Methodisten trafen und ihre Gebetszeiten mit Bibellesung und Gespräch hatten, dann wurde auch der Penny gesammelt. Diese Sammlung der Kollekte auch bei kleineren Gemeindegruppentreffen hat sich an vielen Orten bis heute als feste Ordnung gehalten. Am Anfang wurde dieses Geld, dass zusammenkam, immer als Hilfe für Notleidende eingesetzt. Man half Familien, die kein Einkommen hatten, oder brachte Gefängnisinsassen das, was ihnen fehlte.
Dieser Glaube, der in der Liebe tätig ist, hat sich immer wieder Problemen stellen müssen, für die es gesellschaftlich oft noch keine Lösungen gab oder die einen grundsätzlichen Wandel der Politik erforderte. In der Handelsstadt Bristol, wo es viele bedeutende Kontore gab, die ihr Vermögen mit Sklavenhandel verdient haben, predigten die Methodisten gegen die Sünde und die Ungerechtigkeit, auf der das Wirtschaftssystem von Sklaverei aufbaute.
Weil in Kommunen und Dörfen einfache Menschen immer wieder durch die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft durch reiche Großgrundbesitzer in Armut und Not gerieten, organisierten Methodisten erste Formen von Gewerkschaften und Interessenvertretungen der Arbeitenden in diesen Gebieten.
Die Sozialgesetzgebung der USA entwickelte sich im letzten Jahrhundert aus einer Initiative verschiedener Kirchen und Gruppen. Die Methodisten haben 1908 zum ersten Mal ihre sozialen Grundsätze formuliert und beschrieben, wie ein faires und gerechtes Arbeitsmodell im Land organisiert sein muss. Damals war die Kinderarbeit eine weitverbreitete Praxis in Betrieben. Viele Arbeitende arbeiteten bis zu 14 Stunden an ihrem Arbeitsplatz. Die Sozialen Grundsätze wurden auch von anderen Kirchen aufgenommen und am Ende wurde ein Gesetz verabschiedet, dass die schlimmsten Ausbeutungen in den Betrieben bannte und zu gerechteren Arbeitsbedingungen führte.
Heute stehen wir in unserer Diskussion weltweit immer wieder vor der Frage, wie wir in der Kirche gerecht und fair die gemeinsame Mission Jesu leben können und dabei als Gemeinden im reichen Norden der Welt und im deutlich ärmeren Süden des Planeten solidarisch und partnerschaftlich miteinander umgehen können.
Und auch an einer anderen Stelle brauchen wir heute das Hinhören auf die Worte von Jakobus und den Glauben, der in der Liebe tätig ist: die Schöpfung Gottes ist Spielball von Wirtschaftsinteressen geworden und wird für kurzfristige Gewinne geopfert. Wie können wir so leben und andere dafür mit ins Boot holen, dass alle Lebewesen und Geschöpfe Gottes eine Zukunft auf diesem Planeten haben?
Sie merken, die Worte der Bibel im Jakobusbrief sind hochaktuell.
Wir erleben wie Jakobus damals in seiner Gemeinde Menschen, die zwar viele Worte machen, aber diesen Worten keine Taten folgen lassen. Es ist immer noch an der Zeit, den Glauben zu wecken, Christus kennenzulernen, aber dann mit dabei zu sein, wenn dieser Glaube sich in der Liebe für andere engagiert.
Amen.
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Ihr Günter Loos!
Pastor Günter Loos
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[1] Bild: BeUMC – UMNews Service

Menschen, die dazugehören,
aber die wenige kennen
Predigtimpulse zu Josua 2
zum 17. Sonntag nach Trinitatis /
12. Oktober 2025[1]
Der Text: Josua 2, 1-21 (in Auszügen)
- Stadt Jericho wird ausspioniert
1Josua, der Sohn des Nun, war in Schittim und schickte von dort zwei Kundschafter los. Sie bekamen den geheimen Auftrag: »Geht, schaut euch in dem Land um, besonders in der Stadt Jericho!« Da gingen sie los und kamen zu dem Haus einer Frau, die eine Hure war und Rahab hieß. Dort kamen sie unter.
2Doch der König von Jericho erfuhr davon: »Siehe, in der Nacht sind Männer hierhergekommen, Israeliten, die das Land ausspionieren wollen.«3Da ließ der König von Jericho Rahab ausrichten: »Gib die Männer heraus, die in deinem Haus untergekommen sind!
Die sind doch nur gekommen, um das ganze Land auszuspionieren!«4Daraufhin nahm die Frau die beiden Männer und versteckte sie. Dem König aber antwortete sie: »Ja, die Männer sind zu mir gekommen. Ich weiß aber nicht woher. 5Bevor es dunkel geworden ist und das Stadttor geschlossen werden sollte, sind die Männer wieder gegangen. Ich weiß auch nicht, wohin sie gegangen sind. Schnell, lauft ihnen hinterher, dann könnt ihr sie noch einholen!«6Sie hatte die Männer aber auf das flache Dach gebracht, wo Flachs zum Trocknen ausgebreitet war. Unter dem Flachs versteckte sie die Männer. 7Inzwischen hatte man auf der Straße zum Jordan die Verfolgung aufgenommen. Man wollte sie noch vor den Übergängen erreichen. Das Stadttor aber wurde geschlossen, nachdem die Verfolger hinausgegangen waren.
8Die Frau stieg auf das Dach hinauf, bevor sich die Kundschafter schlafen legten.
9Sie sagte zu den Männern: »Ich weiß, dass der Herr euch das Land gegeben hat. Uns alle hat die Angst vor euch überfallen. Die Bewohner des Landes zittern vor euch. 10Denn wir haben davon gehört,
was der Herr für euch getan hat … . 11Als wir es hörten, verloren wir allen Mut. Unser Widerstand war gebrochen. Denn der Herr, euer Gott, ist Gott, oben im Himmel und unten auf der Erde. 12So schwört mir nun beim Herrn, dass ihr meiner Familie die Treue haltet. Denn ich habe euch ja meine Treue erwiesen. Gebt mir ein sicheres Zeichen, … . Rettet uns vor dem Tod!«
14Da sagten die Männer zu ihr: »Wir bürgen für euer Leben mit unserem eigenen… . Das versprechen wir dir: Wenn der Herr uns das Land gibt, werden wir dir auch unsere Treue erweisen.«15Daraufhin ließ sie die Männer an einem Seil durch das Fenster hinab. 17Die Männer sagten zu ihr: »18Wenn wir in das Land zurückkommen, musst du Folgendes tun: Befestige diese rote Schnur an dem Fenster, durch das du uns hinabgelassen hast.«21Sie schickte sie weg, und sie gingen fort. Dann befestigte sie die rote Schnur am Fenster.(Text nach der Übersetzung der Basisbibel 2021)
Liebe Lesende,
Rahab gehört zu den Frauen in der Bibel, von der man den Namen vielleicht noch kennt, aber die deren Geschichte selten mal erzählt wird. In diesem vermutlich sehr alten Text im Josuabuch steht sie im Mittelpunkt der Erzählung.
Das neue Land wird ausspioniert, um zu wissen, wo es gelingen könnte, mit den hebräischen Sippen neuen Siedlungsraum zu besetzen. Die Bewohner von Jericho wussten, dass da Fremde in ihr Land eingedrungen waren und ihre Siedlung angreifen könnten. Am Ende werden die hebräischen Gruppen zum Teil durch Kampf und an anderen Stellen durch Kooperationen mit den lokalen Bewohnern im Westjordanland ein neues Zuhause finden. Auch viele Generationen nach dieser Zeit, als die ersten Hebräer ins Land eindrangen, wird man Berichte bei den jüdischen Propheten lesen, wo von dem Konflikt zwischen alter kanaanäischer Religion und dem Glauben an den Gott Jahwe erzählt wird.
Rahab gehört mit ihrer Familie zu den Menschen, die entscheiden müssen, auf welche Seite sie sich stellen. Wer gegen die Eindringlinge kämpft und sie sich zu Feinden macht, könnte am Ende hingerichtet und vernichtet werden. Die Frau entschließt sich zur Zusammenarbeit: „Uns alle hat die Angst vor euch überfallen. Die Bewohner des Landes zittern vor euch. 10Denn wir haben davon gehört,
was der Herr für euch getan hat … . 11Als wir es hörten, verloren wir allen Mut. Unser Widerstand war gebrochen. Denn der Herr, euer Gott, ist Gott, oben im Himmel und unten auf der Erde.“ Sie will nicht zu denen gehören, die gegen den kämpfen, der mit seiner himmlischen Macht den Lauf der Dinge bestimmt. Und so wird sie zur Verbündeten der hebräischen Kundschafter, die einen Weg suchen, wie die alte Stadt Jericho vielleicht besiegt werden könnte.
Rahab lebt am Rande der Stadt
Die Überlieferung berichtet, dass diese Frau in einem Haus wohnte, das schon in die Stadtmauer eingebaut war. Das war kein sehr sicherer Ort, wenn Feinde die Mauern angriffen, um die Stadt zu erobern. Doch ihr Haus ist auch ein Symbol dafür, wie sie auch sonst in der Stadt angesehen wurde. Sie gehörte nicht zu denen, die anerkannt und geachtet waren, sondern sie lebte am Rand.
Ihr Lebenswandel wird mit einem Wort im hebräischen Text beschrieben, das im Kern die Unabhängigkeit der Frau betont. Rahab lebte alleine, vielleicht war sie eine Witwe, aber sie gehörte nicht in das Haus eines Mannes. Es wurde darum in einigen Texten betont, dass sie als Prostituierte arbeitete, andere Erzählungen sahen sie als eine Wirtin, die für ihren Lebensunterhalt immer wieder Gäste aufnahm. Das geschieht auch in unserer Erzählung: Rahab hatte die Freiheit und die Möglichkeit, die Fremden, die eine sichere Unterkunft in der Stadt suchten, aufzunehmen. Diese freie Frau öffnete ihre Tür für die Fremden.
Ihre mutige Unabhängigkeit stellte sie noch einmal unter Beweis, als die Soldaten des Stadtkönigs nach den Fremden suchten. Sie lügt und schickt die Soldaten auf eine falsche Fährte. Sie hat die Fremden sicher auf dem Dach versteckt und ermöglicht ihnen die sichere Flucht aus der Stadt.
Dass Rahab ihren eigenen Kopf hatte und ihre eigenen Entscheidungen traf, merkt man auch an der Diskussion, die sie mit den Boten vor deren Flucht führt. Sie will ihre ganze größere Familie retten, wenn die Stadt angegriffen wird. Dafür verlässt sie sich nicht auf die schnell dahin gesagte Zusicherung der fremden Krieger, dass man das schon irgendwie arrangieren wird, sondern sie lässt die Männer schwören und einen Bund, einen Vertrag, mit ihr schließen. Diese Boten müssen nun alles daran setzten, dass Rahab mit ihrer Familie beim Sturm der Stadt überlebt und geschont wird. Es wird verhandelt, wie die Zukunft aussehen kann, und es wird nicht mit Gewalt gekämpft, bis nur noch der Tod regiert.
Rahab war eine bewegende Persönlichkeit, die dort am Rande der Stadt und auch Rand der gesellschaftlichen Konventionen in Jericho lebte.
Dieser Gott der anderen bewegt Rahab in ihren Entscheidungen
Die Erzählung öffnet ein Fenster dafür, warum diese Frau sich auf die Seite der Fremden gestellt hat. Sie wusste von dem Gott und dem Glauben der Fremden, die zu ihr kamen. Dieser Gott hatte seine Leute aus der Sklaverei in Ägypten befreit, er behütete seine Leute auf dem gefährlichen Weg durch die Wüsten und Steppen im Sinai und er gab Kraft im Kampf gegen die militärischen Feinde der Israeliten.
Rahab spürte es und wollte auf der Seite von dem stehen, der mit seiner göttlichen Kraft nicht nur einen religiösen Kult gestiftet hatte, sondern eine reale Kraft in dieser Welt war.
Rahab hatte den Glauben ihrer Mitbewohner in der Stadt für sich beerdigt. Es gab da jemanden, der ihr Leben schützen, erneuern und verändern konnte. Den wollte sie kennenlernen.
In der Glaubensgeschichte Israels und der Kirche bekommt Rahab einen festen Platz
Spätere Generationen haben nicht vergessen, was diese unabhängige Ausländerin am Anfang der Geschichte des Landes Israel getan hatte. Ihr Platz in der Heilsgeschichte des jüdischen Glaubens wird auch von der christlichen Gemeinde anerkannt und betont.
Mit Tamar, Ruth, Batseba wird Rahab im Stammbaum Jesu bei Matthäus erwähnt. Sie gehört zu den Großmüttern der jesuanischen Gemeinde. Der Hebräerbrief (Hebräer 11,31) lobt sie wegen ihrer Weisheit, nicht die Kundschafter verraten, sondern sie in Frieden aufgenommen zu haben. Im Jakobusbrief (Jakobus 2,25) wird Rahab als ein Beispiel genannt, wie zum Glauben auch die richtigen Werke und Aktionen dazukommen müssen.
Die christliche Gemeinde wusste darum, dass für den Glauben an den lebendigen Gott nicht der Ruf oder der Lebenswandel eines Menschen entscheidend ist, sondern das kompromisslose Vertrauen auf Gott und das mutige Handeln aus diesem Glauben heraus. Rahab ist dafür zu einem Vorbild des Glaubens geworden.
Am Freitag ist die Verleihung des Friedensnobelpreises bekannt gegeben worden.
Es gibt einige Parallelen zwischen der María Corina Machado, die den Preis gehalten hat, und Rahab. Auch Frau Machado hat keinen Platz mehr in der offiziellen Gesellschaft in Venezuela. Seit 2002 engagiert sie sich für eine demokratische Erneuerung in ihrem Land und wurde dabei zur wichtigsten Gegnerin des damaligen Präsidenten Hugo Chavez in Venezuela. Nach der Präsidentschaftswahl 2024, bei der sich Nicolas Maduro, der noch von Hugo Chavez eingesetzte neue Präsident, sich nach massiven Manipulationen und Verfolgung der Wahlgegner zum Sieger erklärt hat, lebt Frau Machado heute im Untergrund.
Doch sie engagiert sich weiter für gerechte demokratische Wahlen im Land. Eine starke und unabhängige Frau wehrt sich gegen die Kräfte, die sie für ungerecht und falsch für sich und ihr Land hält. Sie organisiert die, die für einen politischen Wandel im Land arbeiten. Sie ist verwurzelt im christlichen Glauben, studierte an einer katholischen Schule und später einer kirchlichen Universität und engagierte sich für Waisen und Kinder in Caracas und auch in anderen sozialen Projekten.
Die Menschen des Glaubens fallen oft nicht auf und werden von vielen ignoriert. Aber Gott schenkt Zeiten und Orte, an denen für alle, die es sehen können, sichtbar wird, was einen Menschen in seinem Engagement trägt und hält. Rahab gehört zu diesen Glaubenspersönlichkeiten und macht bis heute Mut, darauf zu achten, wie jemand lebt und was er tut, und sich nicht von den Meinungen über Lebenswandel und Stellung einer Person irritieren zu lassen.
Amen.
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Ihr Günter Loos!
Pastor Günter Loos
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[1] Bild: Hans (Jan) Collaert (Antwerp, 1566-1628)