"Never walk alone" - Nächster Termin: Dienstag, 1. Juli, um 7:45 Uhr, Treffen um 7:35 Uhr
Friedhof Friedenshügel, Beginn in der Kapelle und Schluss draußen am Grabfeld für anonyme Bestattungen!
Auch ohne Geld ein würdevoller allerletzter Weg aus dieser Welt
Die Aussegnungsfeiern für Menschen, die ohne Vorkehrungen für ihre Bestattung in Flensburg verstorben sind, finden etwa alle zwei Monate statt. Sie beginnen um 07:45 Uhr in der Kapelle des Friedhofes.
Sicher fehlen uns fast alle Angaben darüber, was diese Menschen ausmachte. Lediglich Geburts- und Sterbedatum, Geburts- und Sterbeort werden uns mitgeteilt. Immerhin können wir, zusammen mit den Trauergästen, die die Verstorbenen kannten und gekommen sind, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen, für jede und jeden ganz bewusst und mit Namen ein letztes Mal beten.
Nach der kurzen Andacht begleiten wir unter Glockengeläut die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg. Ihre Urnen schiebt ein Friedhofsgärtner in einem Handwagen zum Grabfeld. Wir folgen. Die Glocken läuten, bis wir am Grabfeld sind. Dort beten wir noch einmal. Dann gehen wir zur Kapelle zurück. Die Urnen werden auf Wunsch des Friedhofes im Grabfeld ohne uns beigesetzt.
Oft empfängt uns die Friedhofsanlage als feierlicher Rahmen voller Naturgaben für die Begleitung der Verstorbenen: Mit weiß gefrorenen Bäumen und Büschen im Morgenrot im Winter, mit frischem Grün und aufgehenden Blüten im Frühjahr, mit viel Grün und Blütenpracht im Sommer und mit den bunten Herbstfarben und aufgehender Sonne. Dieser Anblick ermutigt uns immer wieder.
Wie es damals für uns als Gemeinde anfing: Wir erfuhren von den von Sozialamt/Ordnungsamt bezahlten anonymen Bestattungen für arm und einsam verstorbene Menschen. Deren Urnen wurden nur von den Friedhofsgärtnern bestattet, ohne sonstige Anteilnahme. Dass dies vielleicht nicht menschenwürdig ist, hatte damals auch der Leiter des Flensburger Friedhofs erkannt und sich wegen einer Bestattungsbegleitung schon umgehört. Als Gemeinde suchten wir damals eine Möglichkeit, auch mit unseren klein gewordenen Kräften, teilweise auch ohne Pastor oder Pastorin, etwas für die Menschen in unserer Stadt zu tun. So wurde es vereinbart, dass wir eine Aussegnungsfeier und Bestattungsbegleitung für diese "Ordnungsamtsfälle" durchführen.
Wir sind ein Kreis von etwa zehn Personen, die regelmäßig dabei sind. Dazu kommen oft auch Nachbarn oder Freunde oder Verwandte, die das Bestattungsdatum ihrer Bekannten oder Verwandten von der Stadt erfahren haben. Der Friedhof teilt uns telefonisch mit, wenn wieder eine Beisetzung der "Ordnungsamtsfälle" geplant ist. Gemeinsam mit dem Friedhof planen wir dann den Termin, an dem die Beisetzung stattfinden soll. Dies ist oft ein Dienstag ca. 7-14 Tage ab dem Anruf des Friedhofs. Wir teilen den Termin im Gottesdienst mit und ich informiere zeitnah alle, die sich bereit erklärt haben, regelmäßig dabei zu sein. Für neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind wir jederzeit offen.
So begleiten wir Menschen in Flensburg, die vielleicht ohne jede Anteilnahme "verscharrt" worden wären. Wir geben ihnen einen würdevolleren Weg aus dieser Welt und unsere Fürbitte für ihr neues Leben in Gottes Ewigkeit. Und wir erfahren Gottes Wirken auch in uns durch diesen Dienst.
Edgar Nordmann
