Rumänienhilfe Wuppertal

Die in Rumänien seit den 70iger Jahren zunehmende Ausbeutung und Verelendung großer Teile der Bevölkerung führte 1989 zu immer größerem Widerstand gegen das Regime des Diktators Nicolae Ceaușescu. Die Unterdrückung und Freiheitsberaubung des rumänischen Volkes mündeten in offener Kritik des Machtapparates der brutal vorgehenden Regierung und der Bespitzelung durch die Geheimpolizei Securitate.

Im November 1989 erreichte die Auflehnung der Menschen in der Region Timișoara eine Entwicklung, die nicht mehr zu stoppen war. Nach überflammenden Protesten in der Hauptstadt Bukarest und im ganzen Land nahmen die Revolution und das Ende der Herrschaft des Diktators ihren Lauf. Am 25. Dezember 1989 wurden er und seine Frau Elena von der Armee entführt und umgebracht.

Viele Deutsche, so auch wir in Wuppertal, hatten gute Beziehungen und Freundschaften mit während der Diktatur Ceaușescus geflohenen Rumänen. Auch wir waren über die Zusammenhänge und den Verlauf der Revolution kontinuierlich informiert.

Am 24. Dezember 1989, Heiligabend, erreichten uns bedrückende Notrufe von verzweifelten Freunden in Rumänien, die um dringende Hilfe baten.

Trotz vieler problematischer Umstände traf ich innerhalb von Minuten eine folgenreiche Entscheidung. Wenige Stunden danach trug ich den Entschluss, sofortige Hilfe für die notleidende Bevölkerung in Rumänien zu organisieren, der in der Christvesper versammelten Gemeinde vor. Sichtlich betroffen und bewegt stimmte die Gemeinde sofort und einmütig dem Vorhaben zu.

Die humanitäre Hilfsorganisation Rumänienhilfe Wuppertal (RHW) wurde gegründet.

Das gerade neuerbaute Gemeindezentrum war Sammel- und Lagerhalle des ersten Hilfstransportes. Nach einer Woche setzte sich ein Hilfstransport mit 5 Fahrzeugen und wichtigen, vor allem medizinischen Gütern in Bewegung. Begleitet von zum Teil abenteuerlichen Erlebnissen auf der Fahrt durch Österreich und Ungarn erreichten wir als einer der ersten Hilfsgütertransporte die rumänische Grenze. Von dort kämpften wir uns mit polizeilicher und militärischer Begleitung bis nach Hermannstadt (Sibiu) durch. Dort wurden wir in dem von der Securitate immer noch unter Beschuss genommenen Kreiskrankenhaus sehnlichst erwartet.

Unsere Hilfe konnten wir kontinuierlich auf das ganze Land ausweiten. Die nachfolgenden 42 großen Einsätze wurden fast ausnahmslos mit großen Konvois mit bis zu 15 LKW bzw. Sattelzügen durchgeführt.

Aufgrund des gut ausgebauten Helfernetz vor Ort sowie der Kenntnis über die besonderen Nöte haben wir die Versorgungsstruktur unseren Möglichkeiten angepasst.

Ab 2019 unterstützen wir hauptsächlich Landarztpraxen, Sozialstationen, Kinder- und Altenheime sowie kleine Krankenhäuser in den Armutsregionen Ostrumäniens mit medizinischen und klinischen Materialien und sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Arno Gerlach