Monatsspruch November

Hiob 9,8-9

Gott allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.


Rundbrief November 2023

Passend zur aktuellen Weltlage meldet sich im November Hiob zu Wort. Ausgewählt wurde dieser Monatsspruch wohl vor ungefähr drei Jahren. Passt aber trotzdem wie die Faust aufs Auge.

Hiob ist der biblische Spezialist für Katastrophen aller Art. Zu Beginn der Erzählung im gleichnamigen Buch im Alten Testament geht es ihm ausgesprochen gut. Er ist gesund, hat eine große Familie und ist sehr wohlhabend. Und dann brechen die Katastrophen über ihn herein. Nach und nach verliert er alles. Seinen Wohlstand, seine Kinder und seine Gesundheit. Er ist am Boden zerstört. Seine Freunde sehen in den Katastrophen eine Strafe Gottes. Irgend etwas muss er doch angestellt haben, dass Gott ihn so straft. Aber Hiob wehrt sich dagegen. Und er hält daran fest, dass alles persönliche Unglück keine Strafe Gottes ist.

Und was macht er, nachdem es ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hat? Er hält sich an dem fest, was aus seiner Sicht unveränderlich ist: Gott, der alles gemacht hat, der Herr über die Welt und das All ist. Sein trotziges Festhalten an Gott beeindruckt mich und half und hilft mir in schweren Zeiten in meinem Leben. Viele Zeitgenossen kommen bei Schicksalsschlägen mit Gott ins Hadern und verabschieden sich komplett von ihm. "Wie kann so etwas passieren, wenn es einen Gott gibt?" oder "Wie kann Gott ein liebender Gott sein, wenn er so etwas zulässt?". Zugegeben, diese Fragen habe ich auch. Und habe auf viele dieser Fragen bisher keine Antwort gefunden und werde sie wohl in diesem Leben auch nicht mehr finden. Aber ich weiß, wie Hiob, an wen ich diese Fragen richten kann: an den, der alles gemacht hat, den Himmel, die Erde, die Sterne und Planeten. Er ist mein Gegenüber. Und ich habe erlebt, dass er auch dann da ist, wenn es mir nicht gut geht. Das wünsche ich jedem, der schwierige Zeiten erlebt: Gott als ein Ansprechpartner, der mich versteht und mir den Halt und die Kraft gibt, diese schwierigen Zeiten mit ihm durchzustehen.

Andreas Heeß


Bleibend mit dem jüdischen Volk verbunden

Mit Bestürzung und Fassungslosigkeit nehmen wir die furchtbaren Nachrichten auf, die uns in den zurückliegenden Tagen aus Israel erreichen. Der jüngste Terroranschlag der Hamas offenbart ein kaum vorstellbares Maß an Brutalität und Menschenverachtung. Mit jedem Tag kommen immer schrecklichere Einzelheiten zutage. Dieser Angriff auf die Zivilbevölkerung, das wahllose Töten von über eintausendzweihundert Frauen, Männern und Kindern und die Geiselnahme von über hundert Menschen verschiedenen Alters ist unerträglich.

Unsere deutsche Geschichte des Holocausts verbindet uns auf tragische Weise bleibend mit dem jüdischen Volk. Außerdem wissen wir als Menschen in der Nachfolge Christi um die besondere Beziehung zwischen Juden und Christen. Umso aufmerksamer nehmen wir Anteil an den Schrecknissen im Nahen Osten. Psalm 23 erinnert daran, dass Gott gegenwärtig ist, auch wenn es durch das Tal des Todesschattens geht. Möge Gott mit dem Volk und Land Israel auf diesem Weg durch das Tal des Todesschattens sein, wenn es seine Toten betrauert, sich zu schützen sucht und daran arbeitet, die schreckliche Erschütterung des nationalen Lebens zu heilen.

Der Staat Israel hat das Recht, sich zu verteidigen und zu schützen. Dazu werden militärische Mittel eingesetzt. Ein gerechter Friede in der Region wird jedoch — wie nirgends auf der Welt - mit Waffen allein nicht zu erreichen sein. So muss alles darangesetzt werden, eine weitere Eskalation der Gewalt zu stoppen, da dies nur zu weiteren Tragödien in der gesamten Region und in der Welt führen wird.

Bitte beten Sie mit mir:

  • für die Menschen in Israel, die von diesem Terrorangriff massiv geschockt sind;
  • für alle, die geliebte Menschen verloren haben oder deren Angehörige vermisst werden;
  • für alle, die selbst verletzt wurden oder deren Zuhause zerstört wurde;
  • für diejenigen, die als Geiseln genommen wurden und um ihr Leben fürchten;
  • für die, die politische und militärische Verantwortung tragen, dass ihre Reaktionen nicht weiter eskalieren, sondern dem gerechten Frieden dienen;
  • für die palästinensische Zivilbevölkerung, die selbst furchtbar zu leiden hat;
  • für alle, die Hilfe leisten, trösten, Hoffnung weitergeben und trotzig-unbeirrt Gottes Schalom, den umfassenden Frieden, den nur Gott schenken kann, bezeugen.

Auch wenn es scheint, dass der Hass übermächtig, die Geschichte von Gewalt und Gegengewalt unendlich und die Komplexität des Konflikts unlösbar sind - unsere Gebete sind nicht vergeblich! In unseren Gebeten vertrauen wir auf den, der versprochen hat:

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.

Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.

Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Johannesevangelium 14,27
 

Bischof Harald Rückert

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