Monatsspruch Mai

Sprüche 3,27 LU

Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.


Rundbrief Mai 2023

Dieser Vers hat es in sich. Vor allem, wenn wir die Übersetzungen vergleichen. Denn da wird schnell deutlich: dieser Vers aus dem Buch der Sprüche stellt einen noch höheren Anspruch als es beim ersten Lesen den Anschein hat. Auf den ersten Blick ist dieser Spruch nämlich ganz stark auf die gebende Person ausgerichtet. Wir verstehen, dass man sich nicht weigern soll, Gutes zu tun, wenn jemand Bedarf hat oder Hilfe braucht, auch wenn es zu ungelegener Zeit kommt. Allein ob man es vermag zu helfen spielt eine Rolle. Und wenn man es kann, dann soll man sich nicht rausreden, sondern mit fröhlichem Herzen geben, wessen es bedarf.

In der Schlachter 2000 Ubersetzung lesen wir: Verweigere keine Wohltat dem, welchem sie zukommt, wenn es in der Macht deiner Hénde liegt, sie zu erweisen. Ähnlich formuliert es auch die Neue Genfer Ubersetzung: Verweigere niemand, der ein Anrecht darauf hat, deine Unterstützung, wenn du etwas fiir ihn tun kannst. Hier liegt der Fokus auf der Beziehung zwischen Gebenden und Empfangenden. Der Empfangende ist nicht bloß ein Bittsteller, sondern sie/er hat ein Anrecht darauf, dass ihnen Gutes erwiesen wird. Die Gebenden haben also eine Verpflichtung Gutes zu tun gegenüber den Empfangenden und sollen dazu alle Mittel, die in ihrer Macht, in ihrem Vermögen stehen, zu Hilfe nehmen.

Hier bewegen wir uns im Raum der Rechtssprache und das wiederum ist dem Sprüchebuch sehr angemessen. Ist es doch eine Sammlung von Weisheiten und Regeln, die auf die früheste Königszeit in Israel zurückgehen.Unter König Salomo wurden bereits im 1. Jahrtausend vor Christus diese Sprichworte und Regelsprüche gesammelt und als Grundlage guten Lebens von Generation zu Generation weitergegeben. Das Sprüchebuch hat vor allem eine pädagogische Ausrichtung: es will zur ,,Gottesfurcht" ermahnen, die Menschen also daran erinnern, dass Gott zu ehren und seinen Geboten gehorsam Folge zu leisten ist, weil sie das gute Leben für alle befördern. Wer also von diesen Regeln und Weisheiten abweicht, stürzt sich selbst und andere ins Unglück.

Die einzelnen Verse sind dabei nicht, wie hier als Monatsspruch, isoliert und einzeln zu betrachten. Sie gehören in Sammlungen, die häufig thematisch geordnet sind und verschiedene Weisheiten und Erkenntnisse über das gottgemäße Leben bündeln. So steht auch der Monatsspruch im Kontext der Gottesfurcht, die wiederum einen guten Umgang der Menschen untereinander bewirkt. Interessant oder? Wer Gott ehrt, der behandelt seine Nächsten gut. Wer seine Nächsten nicht gut behandelt, entehrt Gott. Diesen Schlüssen liegt das Verständnis zugrunde, dass wir uns als Individuen eben nie wirklich allein bewegen oder nie nur für uns alleine Entscheidungen treffen können oder Konsequenzen unseres Verhaltens alleine tragen müssen, sondern immer sind auch andere mitbetroffen. Und diese Miteinander-Betroffenheit sollte uns eigentlich dazu bewegen, einander Gutes tun zu wollen, weil das Gute, das wir einander tun, auch wieder uns allen miteinander zugute kommt. Das ist mehr als gelebte Solidarität. Es ist die Erkenntnis, dass da ein Gott ist, der alles sehr gut geschaffen und aufeinander bezogen und miteinander verbunden hat. Ein Gott, der ein Regelwerk des Miteinanders seiner Schöpfung aufgestellt hat, das für alle ein gutes Leben ermöglicht, wenn sich alle daran halten. Dass unsere Welt heute derart aus den Fugen ist liegt auch daran, dass die einleuchtenden Prinzipien eines gottgemäßen Lebens mit der hohen Verantwortung füreinander kaum noch in den Diskurs gebracht, überdacht und gelebt werden.


Im Mai, wo die Schöpfung explodiert, und die Natur wieder zum Leben erwacht, wo die Menschen die Frühlingstage in Vorfreude auf den Sommer wieder mehr draußen im Freien verbringen, da können wir in der Begegnung Akzente setzen. Lest doch mal im Sprüchebuch und lasst euch inspirieren wie gelingendes, gutes Leben für alle möglich ist und was die Störfaktoren sind. Lasst uns Ausschau halten nach Gelegenheiten, wie wir mit Gottes Hilfe auf die Nöte der Menschen um uns herum einwirken können. Lasst uns Chancen nutzen, miteinander ins Gespräch zu kommen, vielleicht ja auch über den Monatsspruch und was er eigentlich mit Gott zu tun hat.


Raphaela

 


Der Frieden des Friedensfürsten setzt sich durch

Liebe Schwestern und Brüder,


GOTT KOMMT! Er kommt in unsere Welt, so wie sie ist – durchgeschüttelt von Krieg, Unrecht und Zukunftsängsten. Er kommt, damit unsere Welt und unser Alltag nicht so bleiben müssen. Der Himmel öffnet sich, die Klarheit des Herrn leuchtet auf und die Botschaft erklingt:»Fürchtet euch nicht! Der Retter ist da. Friede auf Erden.« Die alten Worte des Propheten werden wahr: »Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens« (Jesaja 9,5)


MIR KOMMT DIESE ALTE BOTSCHAFT AKTUELLER VOR DENN JE. Mit gebeutelter Hoffnung und voller Sehnsucht, versuche ich mich darauf einzulassen. Diese Worte geben der Sehnsucht nach
Heil und Frieden ein Ziel. Sie öffnen das Herz und laden ein, der Botschaft, die die Not wendet, alles zuzutrauen. Wir brauchen dem Dunkel, das unaufhörlich zu uns spricht, nicht auf den Leim zu gehen. Unsere Welt ist nicht verloren. Christus ist geboren! Er ist der Friedefürst, dessen Friede sich unaufhaltsam durchsetzen wird. Er ist der Retter, der uns unddie gesamte Schöpfung ans Ziel bringen wird. Er ist der Tröster, der sich den Verletzten und Angeschlagenen, den Angsterfüllten und Niedergehaltenen zuwendet und sie aufrichtet.


GOTT IST ZU UNS GEKOMMEN! In dieser Gewissheit wünsche ich von Herzen ein frohes, helles und gesegnetes Weihnachtsfest.


Bischof Harald Rückert

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