Angedacht 27.2.2022

Herzlichen Gruß an alle, die mitlesen!

 


es sind stürmische Zeiten, in denen wir leben. Das
beginnt beim Wetter, das uns ein Sturmtief nach
dem anderen beschert. Das Titelbild zeigt die aufgewühlte
See. Anfang letzter Woche wurde die elfte
Sturmflut in diesem Jahr gezählt. Eine rekordverdächtige
Zahl. Als Norddeutsche nehmen wir Wind
und Wellen zwar mit einer gewissen Gelassenheit
hin, aber es sind eben auch Menschenleben zu beklagen
und Schäden zu begleichen.
Andere Stürme kommen dazu und sind für uns alle
letztlich verheerender. Als diese Zeilen geschrieben
wurden, wurden erste Truppenbewegungen in der
östlichen Ukraine gemeldet und Nordstream 2 auf
Eis gelegt. Die Kriegsgefahr und alle damit verbundenen
Folgen sind real. Die Menschen in der Ukraine
leben in Angst, weil ihr Leben und all das, was
sie sich aufgebaut haben, in Gefahr sind. Und die
politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen für
alle sind kaum absehbar.


Glaube und Welt
Und was hat das alles mit Jesus und dem Glauben an
ihn zu tun? Vielleicht denken manche: Nichts!
Ja, es stimmt, Russland und die Ukraine werden in
der Bibel nicht verhandelt. Auch der steigende Meeresspiegel
und die sich verändernden Wetterlagen
suchen wir vergebens in der Heiligen Schrift.
Aber es wäre zu einfach, darum beides voneinander
zu trennen. Was wir glauben und woraus wir unsere
Kraft beziehen, hat etwas zu damit tun, wie wir
miteinander und mit unserer Welt umgehen. Welchen
Wert hätte es, an etwas zu glauben oder
Grundsätze für richtig zu halten, wenn sich das Verhalten
nicht daran ausrichten würde? Um diesen Zusammenhang
zu sehen, muss man nicht einmal an
Gott glauben.


Jesus und Petrus
In den Evangelien ist eine Szene berichtet, in der
Petrus mit Jesus aneinander gerät. Beide sind
unterschiedlicher Auffassung.
Als Jesus (u.a. in Markus 8 ab Vers 31) den Jüngern
sagt, was auf ihn beim Gang nach Jerusalem
zukommen wird, nimmt Petrus ihn beiseite und
versucht, ihm das alles auszureden. Passion und
Kreuz passen nicht zu den Vorstellungen, die Petrus
vom gemeinsamen Weg mit Jesus hat.
Was Jesus sagt, passt nicht in das Wertesystem von
Petrus. Er widersetzt sich mit aller Macht der Dimension
der Zukunft Jesu, die mit Leiden und Zerbruch
zu tun hat. Er versucht,
das „Unternehmen
Jesus“ aus
seiner Perspektive
zu retten. Für ihn
ist die Rede Jesu
das Gegenteil von
dem, was er will
und ertragen kann.
Die Antwort Jesu
fällt denn auch wenig
freundschaftlich,
nämlich rüde
und hart aus: „Weg
mit dir, Satan!“ Jesus
geht es um seinen
Weg und das,
was für ihn dran ist
und will es nicht
einschränken durch
die Frage, wie das alles in das Weltbild von Petrus
passt.


Petrus und wir
Der Versuch von Petrus, Jesus umzustimmen, ist
verständlich. Petrus orientiert sich an dem, was er
für richtig hält, aber auch daran, wie die Werteskala
der Umwelt aussieht und wie Jesus wirkt. Ein
bisschen handelt er wie ein Politiker, der auf die
nächsten Umfragewerte schielt und davon seine
Entscheidungen abhängig macht. Er kann es nicht
ertragen, wenn Jesus sein öffentliches Ansehen

gefährdet, wenn er nicht mehr vorzeigbar ist, nicht
mehr gut da steht. Dazu, dass Jesus mehr im Blick
hat, fehlt im in dieser Szene der Zugang.
Aber genau dieser Ansatz Jesu ist entscheidend.
Natürlich kann man sich danach ausrichten, welches
Ansehen man hat und wie alle anderen um einen
herum die eigene Person sehen. Ist das nicht
eines unserer Hauptprobleme im Leben miteinander?
Wir sind stetig dabei, das Bild zu bewirtschaften,
das andere
von uns haben
sollen. Eigene
Wertvorstelllungen
und noch
mehr die der Umwelt
leiten uns dabei.
Was wir im politischen
Konflikt in
Osteuropa sehen,
trägt viele Züge
dieses Verhaltens.
Statt sich wirklich
gegenseitig zu begegnen
und darin
auch zu würdigen
werden verletzende
und letztlich
mörderische
Phantasien und Ziele bedient.
Jesus verlässt diesen Teufelskreis, bietet Versöhnung
an. Und das gilt für Osteuropa wie für unser
eigenes Leben und unsere Beziehungen.


Gottes Segen wünscht Euch/Ihnen
Hartmut Kraft