Angedacht 3.4.2022

als PDF herunterladen

Herzlichen Gruß an alle, die mitlesen!

Was fällt Ihnen/Dir zum Thema „salomonisches Urteil“ ein? Welchen Klang hat diese Redewendung? An was denke ich?

Ich wage zu behaupten, dass bei einer Umfrage auf der Straße herauskäme, dass ein salomonisches Urteil eines ist, das allen gerecht wird, das sozusagen der optimale Kompromiss ist. Mindestens legt der Gebrauch dieser Formulierung in der Presse, in Kommentaren usw. dies nahe.

In der Bibel, in 1. Könige 3,16-28, ist die ursprüngliche Geschichte des Urteils von König Salomo berichtet. Zwei Mütter streiten sich um ein Kind. Beide haben eines bekommen, eine hat es aber tragischer Weise direkt nach der Geburt verloren. Nun beanspruchen beide das Kind für sich und behaupten, dass die jeweils andere ihres verloren habe. Die Sache kommt vor König Salomo, der eine Entscheidung treffen soll.

Er trifft eine paradoxe Entscheidung, um das Kind mit der wirklichen zusammen zu bringen: Er verfügt, das Kind mit einem Schwert zu teilen und jeder Frau eine Hälfte des Leichnams zu geben. Daraufhin bittet die wirkliche Mutter ihn, der vermeintlichen Mutter das Kind zu geben, damit es am Leben bleibt. Salomo spricht nun der richtigen Mutter das Kind zu.

Salomo wird als sehr weiser König beschrieben. Im Abschnitt vor dieser Geschichte wird berichtet, dass er Gott um diese Weisheit gebeten hat, dass er danach gesucht hat. Darin und in dieser Geschichte des Urteils zeigt sich, was Weisheit ausmacht.

Weisheit kann man nicht lernen, indem man den richtigen Kurs belegt und sich richtig Mühe gibt. An Salomo ist zu erkennen, dass Weisheit und Spiritualität zusammen gehören. Salomo ist sich nicht selbst genug, sondern erkennt, dass weise zu sein heißt, sich auszurichten und zu lernen bereit zu sein. Darum sucht er bei Gott nach Weisheit.

Es ist aber auch spürbar, dass Weisheit damit zu tun hat, die Begegnung mit Gott und das alltägliche Leben zusammen zu bringen. Das Urteil Salomos lebt von der Erwartung, dass Gott ihm hilft und auch von einer Mischung aus Lebenserfahrung, Menschenkenntnis und Einfallsreichtum. Salomo geht sogar ein Risiko ein. Er kann sich nicht sicher sein, dass sein Täuschungsmanöver, das Kind töten zu wollen, aufgeht.

Und damit sind wir beim vielleicht wichtigsten Punkt, wenn wir nach der Anwendbarkeit der Geschichte auf unser Leben fragen. Weisheit übernimmt Verantwortung. Weise zu sein ergeht sich nicht einfach in guten Sätzen, die man zu sagen weiß. Wer weise ist, handelt auch weise, ist bereit, den Sätzen Taten folgen zu lassen.

Das ist gerade in unseren Tagen wichtig. Meinungen haben viele. Aber lebt meine Meinung, meine Einsicht von der Begegnung mit Gott? Habe ich diese Begegnung mit Gott mit meinem Leben verknüpft? Und bin ich bereit, dafür einzustehen?

Dazu wünsche ich Euch/Ihnen Gottes Segen.

Mit herzlichem Gruß

Hartmut Kraft